Einblick in eine ungewöhnliche Firmen-Geschichte

Am 27.01.1998 wurde die Firma fx-net Internet Based Services GmbH ins Handelsregister Stuttgart eingetragen. Heute, 20 Jahre später, blicken wir zurück und haben beim Geschäftsführer Jürgen B. Brunner nachgefragt.

1998 war das Zeitalter der New Economy. Alles war damals im stetigen Wachstum. Jeder wollte beim Boom, der durch die neuen technologischen Entwicklungen entfacht wurde irgendwie mit dabei sein. Aus normalen Bürgern wurden plötzlich Vollblut-Aktionäre, die auf hohe Gewinnerwartungen und steigende Aktienkurse setzten. Die Aktenmärkte spielten regelrecht verrückt. „Es gab damals unglaublich viele Start-Ups, die völlig überbewertet waren und sich später schnell als Seifenblasen entpuppten. Das war damals eine völlig verrückte Zeit. Und wir waren als Jungunternehmer mitten drin“, erzählt Jürgen B. Brunner.

Es war schon so ein Kribbeln

Freitag, 09. Januar 1998. Drei Gründer, darunter der heutige Geschäftsführer Jürgen B. Brunner, versammeln sich beim Notar in Herrenberg, um die neue Firma fx-net Internet Based Services GmbH zu gründen. „Ich erinnere mich noch daran, wie wir danach gemeinsam essen gingen und wir voll guter Hoffnung waren. Wir haben uns gefreut und es war schon so ein Kribbeln da, was zu bewegen, was Unbekanntes, was Großes“, erzählt Brunner. Bereits nach drei Monaten wuchs das Unternehmen auf gut 10 Mitarbeiter, was wiederum hohe Kosten verursachte. Ein Etat stand den Jungunternehmern zwar zur Verfügung, aber dass es so lange dauert, bis ein Start-up stabil dasteht hätte Brunner nicht gedacht. „Wir sind damals mit der Verantwortung schon ein wenig blauäugig umgegangen“, gesteht Brunner. Dennoch würde er es wieder tun. Denn das Unternehmertum wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater ist erfolgreicher Unternehmer und schon als kleiner Bub wurde er bereits mit eingespannt, sei es als Beifahrer, wenn die Außendienstmitarbeiter ihre Tour machten oder er dann später die Telefonzentrale betreute und so mit den Kunden ins Gespräch kam. Brunner ergänzt: „Von meinen Eltern habe ich gelernt, dass Initiative, Ausdauer und harte Arbeit das Aufwärmtraining für einen Unternehmer sind.“

70-Minuten Schleife auf DVD

Die Firma fx-net startete als lokaler Internetprovider in einem Zeitalter, in welchem Ende 1997 gerade mal knapp 10% der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren online waren. Fx-net betreute die Internetseiten der Volkshochschule Böblingen, der Arbeiterwohlfahrt Württemberg und arbeitete auch mit der Stadt Böblingen, Hewlett Packard, RTV und vielen anderen namhaften Unternehmen zusammen. Die Firma war technologischer Vorreiter in Sachen Streaming Media und brachte den ersten lokalen TV-Sender Baden-Württembergs per Streaming Media online auf Sendung. Parallel wurde als Auftrag ein Hotel-Info-Kanal entwickelt. Das Kreiskrankenhaus Leonberg bekam Wind vom Hotel-Info-Kanal und wollte auch so etwas haben. Brunner lächelt und erzählt: „Wir haben auf DVD-Basis eine solche Schleife zusammengestellt und dem Krankenhaus geliefert. Auf Kanal 1 kam dann diese 70-Minuten Schleife mit den wichtigsten Informationen wie den Besuchszeiten, Öffnungszeiten der Cafeteria, Einweisung in den Patientenruf, den Gottesdienstzeiten und vielem mehr. Einen großen Nachteil hatte aber das Ganze: Für jede Aktualisierung musste eine neue DVD erstellt und gebrannt werden. Wir haben uns dann auf dem Markt umgeschaut, aber nichts in diesem Segment gefunden. Stichprobenartig haben wir bei verschiedenen Kliniken angerufen und nachgefragt, ob ein solcher Bedarf ebenfalls bestehen würde, gerade auch um Routinefragen der Patienten beantworten zu können.“

Der Zeit oftmals weit voraus

Bei der Weihnachtsfeier im Jahr 2000 war es dann soweit. Brunner verkündete, dass die Herausforderung für 2001 der Klinik-Informations-Kanal sei. Die Mitarbeiter der Kliniken sollen dabei entlastet und das Image der Klinik gestärkt werden. Den Patienten sollen die Ängste genommen, sie sollen informiert und zufriedener gemacht werden. Brunner berichtet weiter: „Wir waren der Zeit oftmals weit voraus. Unsere Ideen waren meist erst später marktreif. Allerdings waren wir aufgrund des schnellen Wachstums schon etwas chaotisch und auch ziemlich mit Arbeit überlastet.“
2003 war es dann endlich soweit. KIK-TV ging am 23. Januar mit einem Ein-Tages-Programm im Kreiskrankenhaus Böblingen das erste Mal auf Sendung. „Das musste natürlich gefeiert werden. Beim erfolgreichen Sendestart waren 120 Personen und einige von der Presse anwesend. Beim Italiener feierten wir dann anschließend noch weiter. Für uns war das ein Geschenk: wir waren endgültig in unserem Nischenmarkt angekommen“, schwärmt Brunner.

Hidden Champion, aber nicht 08/15

20 Jahre nach der Firmengründung ist der KLINIK INFO KANAL Marktführer, der Hidden Champion mit TV Format im Bereich des individuellen Patientenfernsehens und mit seinen Infoscreens in den Wartebereichen der Kliniken. Gerade im Bereich der Rekrutierungsfilme trifft der KLINIK INFO KANAL mit seiner Qualität den Nerv der Zeit, denn der Fachkräftemangel in den Kliniken ist einer der Top-Brennpunkte. Wie jedes Start-up wurde aber auch die Firma fx-net vor Schwierigkeiten nicht verschont. Es gab Zeiten, in welchen gerade mal die Gehälter pünktlich ausbezahlt werden konnten, Miete und andere Rechnungen mussten erst einmal warten. Der Fokus war jedoch auch in schwierigen Zeiten immer auf den Erfolg und die Zukunft gerichtet und nicht auf das was schlecht lief.

Das Firmen-Credo war dabei stets: Fehler dürfen gemacht werden, einem Fehler muss nachgegangen werden und der gleiche Fehler sollte von derselben Person im besten Fall kein zweites Mal begangen werden. Auch in Sachen Firmenphilosophie ist der KLINIK INFO KANAL kein 08/15 Unternehmen. „Normalerweise sehen die Konzepte von Unternehmen so aus: Gewinne maximieren und Kosten minimieren. Wir sind in dieser Hinsicht ziemlich einzigartig. Bei unserer persönlichen kleinen Erfolgsgeschichte ging es nicht nur um Wachstum und Rendite. Es geht um ein Unternehmen, das völlig anders ist als die meisten anderen Firmen. Ich glaube, dass ein Unternehmen für etwas stehen muss und ein starkes Ziel braucht“, betont Brunner. „Romantiker versuchen eine neue und bessere Welt zu erschaffen. Das ist auch unser Ziel. Wir versuchen mit unseren Produkten in den Kliniken eine Oase der Hoffnung zu schaffen, ein bisschen Farbe in den allzu oft grauen Klinikalltag zu bringen.“

Die Vision leben

Über die kleine Erfolgsgeschichte der Firma könnte man ein dickes Buch schreiben. Aus einem anfänglich kurz geplanten Gespräch wurde ein ausführliches Erzählen. Die Zeit verging wie im Flug und so blieb noch die Abschlussfrage was denn Brunners Wunsch für die Zukunft sei. Seine Antwort: „Ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft als Team vorausschauen, innovativ und am Puls der Zeit bleiben. Unsere Vision bleibt. Unsere Mission bestimmt weiterhin Klinik und Patient. Um den Wünschen und Anforderungen unserer Kunden auch in Zukunft gerecht zu werden, müssen wir täglich an unseren Herausforderungen wachsen und uns immer wieder neu erfinden.“