Braille: Mit sechs Punkten zum Alphabet
Wie können Blinde eigentlich lesen und was hat es mit den Punkten auf vielen Alltagsgegenständen auf sich? Im aktuellen KUCK-Magazin erfahren Sie, wie Louis Braille mit der „Braille-Schrift“ eine Schrift schuf, die blinden Menschen weltweit das Lesen und Schreiben ermöglichte.
Sie befinden sich an ganz alltäglichen Gebrauchsgegenständen und doch nehmen viele Menschen die kleinen erhabenen Punkte, etwa an der Schachtel eines Medikamentes, kaum wahr. Den meisten reichen die dort aufgedruckten lateinischen Buchstaben zum Verständnis aus. Ein Teil der Bevölkerung jedoch ist dankbar für die zusätzlichen Informationen, die ertastet und im Kopf zu Buchstaben geformt werden: Die aus Punkten bestehende Braille-Schrift bietet Menschen mit Sehbehinderung die Möglichkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Geschichte der Blindenschrift geht dabei auf den Franzosen Louis Braille zurück, der selbst sein Augenlicht verloren hatte.
Vom 15-Jährigen zum Erfinder der Blindenschrift
Louis Braille war dabei nicht von Geburt an blind. Vielmehr war es ein tragischer Unfall im Jahre 1812, der dem damals Dreijährigen beim Spielen in der väterlichen Sattlerwerkstatt zuerst das Licht auf dem einen und später auch das Sehvermögen auf dem anderen Auge raubte. Louis Brailles Vater indes gab sein Kind nicht auf und versuchte, ihm das Schicksal, das Blinde Anfang des 19. Jahrhunderts zumeist ereilte, zu ersparen. Anstatt als Bettler oder Belustigung auf einem Jahrmarkt zu enden, besuchte Louis die Dorfschule und machte mit seinen guten Leistungen auf sich aufmerksam. Im Alter von zehn Jahren stand schließlich der Wechsel auf eine der ersten Blindenschulen weltweit, das Königliche Institut für junge Blinde in Paris, an. Dort lernte er schließlich auch die sogenannte „Nachtschrift“ des französischen Offiziers Charles Barbier kennen. Ursprünglich wurde diese erfunden, um nachts Befehle ohne störendes Licht und nahezu lautlos zu übermitteln. Dabei bestand die Nachtschrift aus in Kartons gestanzten Punkten, die jeweils für bestimmte Laute standen. Louis Braille zeigte sich fortan begeistert von der Idee, Punkte als Buchstaben zur Grundlage einer leicht lesbaren Blindenschrift zu machen. In der folgenden Zeit tüftelte er, zumeist des Nachts, um die Schule nicht zu vernachlässigen, an seiner Vision, Schrift für Blinde sehend machen zu können. In den Sommerferien 1824 kommt dem damals 15-Jährigen schließlich die entscheidende Idee zur passenden Kombination der Punkte. Seine Lehrer und Mitschüler zeigten sich begeistert. Louis Braille wirkte in der Folge zunächst als Hilfs- und schließlich sogar als vollwertiger Lehrer an der Blindenschule. Die Punktschrift ließ sich deutlich leichter lesen als die zuvor benutzte Tastschrift, die aus den erhaben angeordneten herkömmlichen Buchstaben bestand. Im Jahr 1840 wurde die Braille-Schrift indes durch einen Direktorenwechsel am Pariser Blindeninstitut zunächst verboten. Pierre-Armand Dufau wollte verhindern, dass blinde Menschen Zeichen benutzten, die die Sehenden nicht verstehen konnten.
Wie kam es, dass die Braille-Schrift später doch noch zur offiziellen Blindenschrift erklärt wurde? Und wie funktioniert sie überhaupt? Lesen Sie den gesamten Beitrag im aktuellen KUCK 59 auf den Seiten 44–45. Sie können ihn hier direkt herunterladen.