Die Einzigartigkeit des Moments – Alzheimer und seine Entdeckung

Patientinnen und Patienten mit Alzheimer oder Demenzerkrankungen leben oftmals im Augenblick. Die Zukunft und die Vergangenheit verschwinden für sie im Nebel und es ist umso wichtiger, ihnen das Hier und Jetzt lebenswert auszugestalten. Schließlich ist jeder Moment für sie einzigartig und neu ...

© LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com
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Sie zieht sich wie ein roter Faden durch eine der bekanntesten und beliebtesten US-Krankenhaus-Serien der vergangenen Jahre. Bereits in der ersten Folge der jungen Ärzte aus „Grey’s Anatomy“, die seit nunmehr 20 Staffeln in Seattle praktizieren, erfährt der Zuschauer von der Alzheimer-Erkrankung der Mutter der Protagonistin. Fortan taucht die Krankheit immer wieder im Verlauf der Serie auf: Sie befällt Protagonisten und wird zum Gegenstand einer groß angelegten Studie mit der Hoffnung, ein Heilmittel gegen eine bis dato unheilbare Krankheit zu finden. Der amerikanische Serienerfolg ist Teil einer ganzen Reihe von Alzheimer-Erkrankungen bekannter Persönlichkeiten, welche die Krankheit erst ins Licht der Öffentlichkeit gerückt haben. Dabei mussten Betroffene bis zum Jahr 1981 warten, ehe die Hollywood-Ikone Rita Hayworth ihre Diagnose der Welt offenbarte. 1994 machte auch der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan mittels eines Briefes seine Alzheimer-Krankheit publik, um das Bewusstsein der Menschen für das Leiden zu schärfen und auf die pflegenden Angehörigen aufmerksam zu machen. Begonnen hat die Geschichte der Alzheimer-Forschung indes gut 100 Jahre zuvor – mit einer Patientin, die sich mit 51 Jahren als zu jung für die ihr gestellte Diagnose der Demenz zeigte, und ihrem Arzt, der vor 160 Jahren das Licht der Welt erblickte.

© Orawan / stock.adobe.com
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Alois Alzheimer und seine Patientin Auguste Deter

Geboren wurde Alois Alzheimer am 14. Juni 1864 in Marktbreit. Seine Schulzeit verbrachte er in Aschaffenburg, ehe er das Studium der Medizin an den Universitäten in Berlin, Tübingen und Würzburg aufnahm. Seine Dissertation fertigte er im Jahre 1887 an, ehe er nach dem bestandenen Staatsexamen begann, in Frankfurt an der „Städtischen Heilanstalt für Irre und Epileptische“ als Assistenzarzt zu arbeiten. Diese Tätigkeit weckte sein Interesse am menschlichen Gehirn und führte ihn dort mit einer auffallend verwirrten Patientin namens Auguste Deter zusammen.

Auguste Deter wurde im Jahr 1901 in die Frankfurter Anstalt eingeliefert. Ihr Verhalten war auffällig, sie zeigte sich als misstrauisch, aggressiv, weinerlich, und ihr Erinnerungsvermögen erwies sich als extrem beeinträchtigt. Auguste Deter selbst gab an, sich „verloren“ zu haben, ihre Aussagen in dem von ihrem Arzt Alois Alzheimer aufgezeichneten Gesprächsprotokoll erschienen ohne Zusammenhang. Auguste Deter wurde mit der Diagnose des „Präsenilen Irreseins“ klassifiziert und fristete ihr Dasein in der Anstalt. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends, ehe sie im Jahre 1906 in Frankfurt starb.

Alois Alzheimer jedoch ließ ihr Schicksal nicht los. Inzwischen arbeitete er an der Königlich Psychiatrischen Klinik in München. Die Krankenakte sowie Gewebeproben Auguste Deters forderte er ein und ließ sie sich in die bayerische Landeshauptstadt schicken. Die Klassifizierung psychischer Störungen steckte bei Alzheimers Wechsel nach München drei Jahre zuvor noch in den Kinderschuhen. Darüber hinaus war die Annahme einer organischen Ursache geistiger Krankheiten bei weitem noch nicht allgemein akzeptiert.

Alois Alzheimer untersuchte die ihm geschickten Gewebeproben unter dem Mikroskop und machte erstaunliche Entdeckungen. So zeigten sich ihm nicht nur zugrunde gegangene Nervenbündel, sondern auch Ablagerungen, die sich außerhalb der Zellen befanden. Die Theorie, dass Geisteskrankheiten eine organische Ursache haben, schien damit ihre Bestätigung zu finden. Alzheimers These stand damit der allgemein herrschenden Annahme gegenüber, dass der sogenannte „Altersblödsinn“ die Folge eines unzüchtigen Lebenswandels sei. In Tübingen stellte er seine Forschungsergebnisse vor, die jedoch noch nicht als ernst zu nehmende These betrachtet wurden. Erst einige Jahre später nahm Alois Alzheimers Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin Auguste Deters Krankengeschichte ins „Lehrbuch der Psychiatrie“ auf und führte sie unter dem Namen der „Alzheimer‘schen Krankheit“ an. Ironischerweise geriet gerade die „Krankheit des Vergessens“ daraufhin erst einmal selbst in Vergessenheit ...

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